Reisebericht Bratislava (Pressburg) Slowakei 2016

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Es war mal wieder an der Zeit eine weitere ehemalige Ostblockmetropole zu besuchen. So langsam gehen allerdings die Ziele aus. Also entschied ich mich diesmal für Bratislava, vielen auch unter dem Namen Pressburg geläufig. Die Stadt an der Donau ist eigentlich nicht besonders bekannt und dient den Wienern gerne als Ausflugsziel, ist doch die Hauptstadt Österreichs gerade einmal 55 km entfernt. Von Berlin aus war es auch nur ein kurzer Sprung. In 55 Minuten war ich in der Hauptstadt der Slowakei. Leider hatte der Flug über eine Stunde Verspätung und durch mitfliegende besoffene Proleten, die sich im Flugzeug durch ihr Benehmen nicht unter Kontrolle hatten, verzögerte sich der Start noch um weitere Minuten. Das ist die Kehrseite der Low Cost Carrier. Der Flughafen Bratislava ist super klein. In ein paar Minuten hat jeder das Flughafengelände verlassen. Direkt vor dem Eingang steht der öffentliche Nahverkehr bereit. Tickets sind an einem Automaten in der Ankunftshalle des Flughafens zu erwerben, direkt an der Haltestelle oder an der Touristeninfo im Terminal. Das Tarifgerüst des ÖPNV in Bratislava ist aber nicht sonderlich einfach zu durchschauen. Hier gibt es verschiedene Zonen, die aber für mich schlecht zuzuordnen waren. Über das Internet konnte ich dann meine Zone googeln. Bis zum Hotel habe ich 90 Cent bezahlt. Sehr preiswert. Das Hotel Linder Central lag zwar nicht direkt im Geschehen, das Zentrum war aber via Tram oder Bus in wenigen Minuten erreichbar. Ein 24-Stunden-Ticket in Bratislava kostet im Übrigen gerade einmal 3,50 Euro. Am ersten Tag war durch die extreme Verspätung des Fluges nicht mehr viel zu machen. Ein kurzer Fußmarsch durch die nähere Umgebung des Hotels und eine kurze Einkehr in einem Pub außerhalb der Touristenmeile brachten erste Erkenntnisse. Die Preise, Wahnsinn. 60 Cent für ein Bier in einer Kneipe. Sau billig. Überall wird gebuddelt und gebaut, doch der jahrzehntelange Einfluss der Ostblockarchitektur ist noch sehr deutlich zu erkennen. Gründerjahr neben Sowjetblock. Viele Lost Places.

Der zweite Tag startete früh zu Fuß Richtung Zentrum. Glücklicherweise war der Himmel blau und wolkenlos. Bis an die Donau brauchte ich auf Schusters Rappen 25 Minuten. Nach einer kurzen Orientierung und Marsch durch das historische Zentrum Bratislavas ging es Richtung Burg. Auf dem Weg dorthin war sehr auffällig, dass eigentlich niemand vor oder hinter einem war. Wenn ich da an Prag denke, wo ich ständig aufpassen musste keinen fotografierenden Japaner umzurennen, war das echt entspannend. Das Burgareal ist sehr weiträumig und schön. Auch hier wird viel gebaut. Der kurze Aufstieg lohnte sich aber. Als Belohnung gab es eine schöne Aussicht in diverse Richtungen und über die Donau. Dabei stachen natürlich auch weniger hübsche Bauten wie die Brücke des slowakischen Nationalaufstandes oder die große Plattenbausiedlung auf der anderen Seite der Donau hervor. Immerhin sind die Wohnblocks jetzt bunt. In den 1980er Jahren war dies sicherlich nur im typischen Sowjet-Grau. Weiter ging es wieder in Richtung historischen Zentrum. Erst mal eine kleine Pause in einer Bar namens Pulitzer.

Auch mitten in der Touristenmeile sind die Preise immer noch sehr human. Die Preise variieren sehr stark von der Lage. Nur ein paar Meter weiter, in einer etwas unattraktiveren Straße, habe ich für die gleiche Bestellung in der La Fajnsmeker Bar die Hälfte bezahlt. Gerade die Bars, die auch eher von Einheimischen besucht werden, finde ich viel uriger. Das Geleckte und Sterile ist absolut nicht mein Ding. Weiter ging es auf die andere Seite der Donau. Dazu musste der 70er Jahre Prunkbau mit Observationskapsel (Restaurant) überquert werden. Nach 350 Meter Marsch über die Donau war der Park Sad Janka Kráľa erreicht. Hier schwenkte ich aber erst mal Richtung Donau, da am Ufer diverse Zelte aufgebaut waren, die nach einer Veranstaltung aussahen. Und tatsächlich. Hier wurde für das Bratislavský Majáles Fest 2016 aufgebaut. Viel los war auf dem Gelände am frühen Nachmittag noch nicht, das war aber nicht schlimm. Immerhin musste ich zumindest nirgends Schlange stehen.

Von dem Festivalgelände aus ging es über die Straße in den Sad Janka Kráľa Park. Laut Information soll es sich bei dem Sad Janka Kráľa Park um den ältesten öffentlich zugänglichen Park Europas handeln. Der Park an sich ist sehr schön, bietet aber jetzt keinerlei besondere Höhepunkte. Von der Größe her dürfte der Park Sad Janka Kráľa in etwa die Hälfte des Volksparks Rehberge in Berlin-Wedding besitzen. Da mittlerweile vom vielen Laufen die Füße schmerzten und das Wetter einfach bombastisch war, entschloss ich mich den sonnigen Tag an der Donau beim Bratislavský Majáles 2016 ausklingen zu lassen. 

Am zweiten Tag war dann nicht mehr viel zu machen, ging doch der Flug schon am Nachmittag wieder zurück. Der Planet brannte weiter gnadenlos vom Himmel. Die restliche Zeit verbrachte ich deswegen in der Nähe des Hotels Lindner Central. Danach ging es auch schon wieder mit Bus 61 Richtung Letisko.

Fazit: Der kurze Ausflug nach Bratislava hat mir sehr gut gefallen. Die 1,5 Tage haben gereicht, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Stadt ist sehr interessant, auch wenn sie mit den Großen in der Nähe (Prag oder Wien) nicht mithalten kann. Es ist klar zu erkennen, dass hier viel passiert ist und auch noch passieren wird. Ein Plus dieser Stadt ist die überschaubare Touristenanzahl und die Größe. Wer nicht lauffaul ist, kann alles zu Fuß bequem erledigen. Ein weiter Pluspunkt sind die Preise. Wer Speis und Trank nicht direkt im Zentrum zu sich nimmt, wird positiv überrascht sein. Auch die Hotels sind sehr günstig. Vier Sterne für weit unter 100 Euro ist sonst kaum zu bekommen. Ich werde versuchen, Bratislava in naher Zukunft noch einmal zu bereisen.

 

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Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

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Kommentare

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