Hass, Controlling und notorische krankhafte Eifersucht

(6 Bewertungen)

Es ist keine Seltenheit, aber viele haben sicherlich mit diesen Schlagwörtern schon reichlich Erfahrung gesammelt. Die meisten dachten vorher immer, so etwas kann mir nie passieren. Doch manchmal kommt es eben anders. Es ist ein schleichender Prozess. Oft beginnt alles ganz harmlos. Man lernt jemanden kennen, ist von diesen Menschen beeindruckt. Doch es dauert nicht lange, da wird aus dem freundlichen und liebenswerten Menschen eine echte psychische Belastungsprobe. Notorische krankhafte Eifersucht, bei solch einem krankhaften Erscheinungsbild, ist von vorneherein eigentlich alles verloren. Das Ganze durchläuft verschiedene Phasen.

Phase 1 - Der Misstrauensantrag

Nach ein paar Wochen in trauter Eintracht, wird die gute Stimmung plötzlich durch die erste Controlling- und Eifersuchtsattacke getrübt. Dafür eignet sich nichts besser als das gute alte Internet. Es wird gegoogelt und recherchiert, wie es ein investigativer Journalist nicht besser könnte. Jedes Forum und jede Community wird, insbesondere auf weibliche Kontakte, gründlich durchforstet. Die rein virtuellen Kontakte sind natürlich gleich potenzielle Konkurrentinnen, auch wenn diese gar nicht im wirklichen Leben stehen und vom Attraktivitätsstaus völlig unterlegen sind. Geschrei, Geheule aus den Augen gepisse. Die erste heiße Diskussion ist also im Gange, man muss sich für etwas rechtfertigen, wofür man sich nicht rechtfertigen muss. Noch sieht man es völlig gelassen und ist eher von der Szene der Eifersuchtsattacke ein wenig belustigt. Nach Klärung des Sachverhaltes entsteht das fatale Gefühl, das Missverständnis aus der Welt geräumt zu haben. Doch immer wieder wird einem unterschwellig zu verstehen gegeben, dass das Vertrauen nicht wirklich ausgesprochen wird. Dazu kommen vermehrt negative Bemerkungen zum eigenen Körper, obwohl ein Großteil der Frauen sich so einen wünschen würden. Da hilft auch keine ständige Bestätigung, denn das Bild als potenzieller Fremdgänger oder Frauenheld ist ja eh schon fest im Hirn gebrannt.

Phase 2 - Der Klassiker: Das Kontrollieren von Rufnummern

Von Phase 1 zu Phase 2 ist eigentlich ein fließender Übergang. Phase 2 beschränkt sich jetzt nicht nur auf die virtuelle Welt, sondern geht einen Schritt weiter. Das gute alte Telefon. Was kann es nicht für Informationen Preis geben. Und wenn sich im Speicher Nummern befinden, die nicht wie die eigenen aussehen, ist die nächste Eifersuchtsattacke schon vorprogrammiert. Jetzt heißt es weiter kämpfen, sich immer wieder rechtfertigen für etwas, was permanent einer lebhaften Fantasie entspringt. Immer in der Hoffnung, irgendwann den Status der vollen Glaubwürdigkeit zu erlangen. Völlig sinnlos.

Phase 3 - Leere Versprechungen

Die 3. Phase könnte man auch die Hoffnungsphase nennen. Es geht dem Partner gut, er ist fröhlich, sehr liebenswürdig und verspricht, das ewige Misstrauen abzustellen. „Ich werde das nie wieder tun, das ist jetzt vorbei“. Diese Aussagen werden mit einer solchen professionellen Art herübergebracht, dass alle Vorfälle in der Vergangenheit nicht mehr relevant und vergessen sind. Aber jegliche Versprechungen werden nicht eingehalten. Immer wieder Dramen um nichts, Hassattacken, SMS-Bomben und Kontrollanrufe. „Was machst du gerade“, „Wer ist gerade bei dir?, Und sonst so?", „Aha...fickst du sie auch?“.

Phase 4 -  Die permanente Nörgelei

Waren es zu anfangs immer die nicht existierenden Frauen, die zu ewigen sinnlosen Diskussionen führten, ist es jetzt plötzlich die Entfernung. Auf einmal wird dem Partner klar, dass man über eine gewisse Distanz nur schwer kontrollieren kann. Dann ist man natürlich plötzlich nicht geeignet für eine Fernbeziehung. Alles wird infrage gestellt. Andere Meinungen werden nicht akzeptiert und auch wenn nicht das gesagt wird, was die andere Seite hören will, ergibt dies ein gesteigertes Aggressionspotenzial. Es folgen endlose Telefonate mit überflüssigen Diskussionen, vielen Tränen und „ich mache Schluss!“ Aktionen – was kurze Zeit später wieder Rückgängig gemacht wird.

Phase 5 - Die ersten eigenen Erschöpfungserscheinungen

Was man vorher allenfalls belächelte und als vorübergehende Phase betrachtete, hat ziemlich viele Spuren hinterlassen. Schnellere Gereiztheit, Müdigkeit und nur noch wenig Freunde an irgendetwas. Eine dauerhafte Spannung, immer auch in der Angst, wieder etwas Falsches zu sagen und damit eine erneute sinnlose Diskussion zu entfachen. Die eigenen Nerven sind nicht mehr die Besten. Die wenigen schönen Tage bauen einen auch nicht wieder auf.

Phase 6 - Was anfangs gut war, ist jetzt plötzlich scheiße

Was anfangs noch so interessant und toll war, wird jetzt auf einmal als lästige eheliche Pflichterfüllung angesehen. Auch im Bett hat längst die Nörgelei Einzug erhalten. Plötzlich ist man brutal oder sexsüchtig, aua, aua, aua. Und dann noch das viele Geld, was ja investiert werden muss, um einen sehen zu können. Das geht ja mal gar nicht. Jetzt ist es Zeit einen alles bis auf den Cent vorzurechnen.

Phase 7 - Hilfe naht

Es keimt wieder Hoffnung auf. Der Partner bekommt professionelle Hilfe und nimmt sie auch einsichtig in Anspruch. Doch leider verpufft diese Hilfe völlig wirkungslos. Im Grunde genommen ändert sich gar nichts. Die permanent schlechte Laune nimmt ihren Lauf und es folgen, na was wohl, die nächsten Eifersuchtsattacken.

Phase 8: Ritze-Ratze Kinderkacke

Es folgen weitere endlose Telefonate mit Unterstellungen, Anfeindungen und letztendlich gegenseitigen Anbrülle. Versuche, durch Pausen die Aggression zum mindern, werden mit SMS-Bomben quittiert. Ein Auflegen wird als persönliche Beleidigung angesehen und nicht akzeptiert. Die Rasierklinge rauscht in den EMO-Arm, das Blut spritzt! Und alle anderen sind schuld, weil natürlich kein Verständnis vorhanden ist.

Phase 9 - In den Sack gehauen!

Viele kennen das sicherlich. Der eigene Partner hat kein Bock mehr, fühlt sich aber selbst nicht in der Lage den so arg lästigen Partner, der ja nur den ganzen lieben langen Tag andere Frauen besamt, zum Mond zu schießen. Wie sieht das denn auch vor den eigenen Freunden aus? Mitleid kann so nicht zwangsläufig erwartet werden. Besser ist doch die ich-wurde-verlassen Nummer. Dem armen bedauernswerten Geschöpf ist so Verständnis und Aufmerksamkeit der Freunde gewiss. Tränen fließen, sentimentales Gequatsche, Gejammer und Selbstmitleid. Dabei steht der Nachfolger schon längst in den Startlöchern.

Phase 10 - Aus dem Leben, aus dem Sinn

Der moderne Abschluss einer solchen Geschichte besteht eigentlich nur noch aus Löschen. Löschen der Nummer aus dem Handy, löschen aller E-Mails, löschen der Verbindungen aus gemeinsam genutzten Netzwerken. Blockieren und Sperren. Es darf nichts mehr an denjenigen erinnern. Aber zum Kontrollieren gibt es ja weiterhin das Internet. Vielleicht könnten dort ja die gemeinsam gedrehten Streifen auftauchen oder sonstige Peinlichkeiten, die schon längst bereut und verdrängt wurden. Der Hass sitzt tief – sehr tief.

Hendrik Lorenz's Avatar

Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

Nichts gefunden?

Kommentare

Hendrik gefällt ein Kommentar bei Impressum
God Tonya, come over email!!!! postamt@hendrik-lorenz.de
In einem Artikel
Tonya hayslett gefällt ein Kommentar bei Impressum
Hey hendrik it's me Tonya took me a while but got a phone to find you
Mansour gefällt ein Kommentar bei Kotte & Zeller - Eine unendliche Bestellung
Interessant ist, dass dieser Bericht bereits 10 Jahre her ist, und an der Informationspolitik hat si...
Ich war letzte Woche, Anfang Juni, dort Übernachten. Ziemlich unruhig dort. Kann man nur am WE besuc...
Machen kann man immer viel, nur muss man dazu auch seine Komfortzone verlassen und auch Gegenwind ve...