Reichshauptstadt Germania - Seminar der Berliner Unterwelten Tag 1

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Ich habe es mal wieder getan. Zum zweiten Mal in diesem Jahr, ziehe ich mir eine Woche lang dunkele Geheimnisse aus der ehemaligen Reichshauptstadt rein. Natürlich ist es wieder ein Seminar der Berliner Unterwelten im Rahmen meines mir vom Gesetz her zustehenden Bildungsurlaubs. Der imposante Titel diesmal: „Reichshauptstadt Germania“. Das im voraus schon ausgebuchte Seminar hatte kurzfristig doch noch freie Plätze anzubieten. So startete also das Seminar heute in den all ehrwürdigen Räumen der Berliner Unterwelten im U-Bahnhof Gesundbrunnen. Los ging es dann mit einem Vortrag von Michael Richter, der schon im Seminar „Verkehrstechnik“ am Potsdamer Platz referierte. Ein kleiner Ausflug in die Architektur und in die Bauverwaltung des 3. Reiches. Der erste Außentermin war dann die Friedrichstraße. Aufgrund der Massen an Touristen und den damit verbundenen Trubel etwas anstrengend, aber keineswegs uninteressant. Erstaunlicherweise gibt es gerade auf der Touristenmeile allerhand Bausubstanz aus der NS-Zeit zu besichtigen. Jeder geht daran vorbei, doch die wenigstens wissen und erkennen, aus welcher Zeit die Gebäude sind, machen sie teilweise einen immer noch modernen Eindruck oder geben ihr düsteres Geheimnis erst auf den zweiten oder dritten Blick preis. Das Gebäude des Arbeitsamts Mitte ist ein echter Hingucker. Nur wer nach oben schaut, wird schnell merken aus was für einer Zeit dieses riesige Gebäude stammt. Ganz oben thront noch der riesige Adler über dem Komplex, der sich über zwei Straßen erstreckt. Gleich weiter um die Ecke das Gebäude der heutigen Zürich Versicherung. In den Wirren der Nachwendezeit hatte sich die bekannte Schweizer Versicherung das Gebäude unter den Nagel gerissen und aufwendig saniert. Der imposante Bau wurde nach 1943 noch einmal erweitert, aber architektonisch – wahrscheinlich aus Kostengründen – nicht dem eigentlichen Konzept angepasst. Wieder ein paar Meter weiter das heutige Ministerium für Gesundheit und Soziales. Wieder ein mächtiger Bau, der aufwendig saniert wurde. Bei genauen Hinschauen sind die Ausbesserungsarbeiten der vielen Schusslöcher aus dem Häuserkampf noch zu erkennen. Auch dieses Gebäude hat den Krieg weites gehend unbeschadet überstanden. Faktisch wurde eigentlich nur das Hakenkreuz an der Fassade entfernt. In der DDR Zeit diente der Komplex dem Ministerium für Medienpolitik. Das Highlight des Tages war dann allerdings das Bundesfinanzministerium – das ehemalige Reichsluftfahrtministerium von Hermann Göring. Hier war dann auch endlich mal eine Innenbesichtigung möglich und es hat sich gelohnt. Ein unfassbar, architektonisch schönes bombastisches Gebäude mit einer Geschichte die einzigartig ist. In dem heutigen Saal, indem meistens die Pressekonferenzen abgehalten werden, wurden berühmte Sätze wie „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“ ausgesprochen. In einem anderen Saal, der für Konferenzen des Ministeriums genutzt wird, redete Göring mit Goebbels um die Endlösung der Judenfrage – noch vor der bekannten Wannsee-Konferenz. Eine Fahrt mit dem Paternoster in den 7. Stock führte abschließend zu einer tollen Aussicht auf Berlin von Dach des Ministeriums.

Fazit: Da geht noch was – aber erfahrungsgemäß starten Seminare der Berliner Unterwelten immer recht zaghaft – die Highlights kommen später. Mir hat der erste Tag aber trotzdem sehr gut gefallen und freue mich schon auf den zweiten Tag.

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Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

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Kommentare

Hendrik gefällt ein Kommentar bei Impressum
God Tonya, come over email!!!! postamt@hendrik-lorenz.de
In einem Artikel
Tonya hayslett gefällt ein Kommentar bei Impressum
Hey hendrik it's me Tonya took me a while but got a phone to find you
Mansour gefällt ein Kommentar bei Kotte & Zeller - Eine unendliche Bestellung
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Ich war letzte Woche, Anfang Juni, dort Übernachten. Ziemlich unruhig dort. Kann man nur am WE besuc...
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