Reisebericht Rovinj (Jugoslawien heute Kroatien) 1987

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Kottbusser Tor Berlin-Kreuzberg 2010

Mit Birgit in Rovinj - das erste Mal ein Abend mit so vielen Frauen......

Der erste Urlaub ohne Eltern – was für ein Abenteuer. Um in den Sommerferien 1987 keine Depressionen aus Langeweile zu bekommen, hatte ich das Glück, dass meine Mutter mir eine Urlaubsreise spedierte. Sicherlich nicht ohne Eigeninteresse, denn ich bin mir sicher, wenn der Pansen aus dem Haus ist, ist auch das Leben einer Mutter lebenswerter. Wo ging es hin? Jugoslawien? Mit 17 habe ich dieses Land schon vernommen, aber wo es genau war, musste ich erst mithilfe eines Atlas erkunden. Dieses Land war mir bis Dato nur von der Band „Laibach“ geläufig, die zu der Zeit in den Independent Clubs der Braunschweiger Stadt auf und ab gespielt wurden. Schwaches Bild mit 17 Jahren, aber dazu stehe ich. Nun gut, es ging in den Ostblock, mit der Sportjugend Niedersachsen. Mein Bruder fuhr mich mit einem schrottreifen gelben Golf 1 zum Hannover ZOB. Das hat gerade so zeitlich noch geklappt, bevor die Karre endgültig ihren Geist aufgab. Flugreisen 1987 waren leider kaum erschwinglich für eine allein erziehende Mutter. So saß ich jetzt in einem kleinen Bus am Notausgang, mein Sitznachbar ein dicker Kettenraucher.

Nach fast 20 Stunden Fahrt in einem verqualmten Bus war das Ziel erreicht. Ich wusste gar nicht richtig, wo ich war, weil es in den 1980er Jahren nur wenig Möglichkeiten gab, sich über ein anderes Land zu informieren. Ich stellte fest, hier ist es schön warm und die Grillen zirpen in den Büschen. Wir wurden aufgeteilt, jeweils zu 4 Mann/Frau in Zimmern eines sozialistischen anmutenden Betonblocks. Immerhin mit einer schönen Aussicht auf die Adria. Einen Strand gab es nicht, dafür viele Felsen, auf denen man sich lümmeln konnte. So klares Wasser habe ich zum ersten Mal in meinen Leben gesehen, die Temperatur der Adria war angenehm. Es gab einen Bootsverleih vor Ort. Einige aus unserer Reisegruppe haben an einem Abend mal ein Boot entwendet und sind zu einer nahegelegenen, unbewohnten Insel geschippert. Leider kenterte das Boot auf der Rückfahrt und der Besitzer war am nächsten Tag nicht sonderlich erfreut über diese Aktion. Das Wasser war so klar, dass man bis auf den Grund schauen konnte. Es gab viele Seegurken, die von einigen Leuten aus Jux beim Tauchen herausgeholt wurden.

Das Wetter war im Juli jeden Tag schön. Nicht einen Tag gab es Regen. Es war unglaublich heiß, auch wenn gerade mal 1200 Kilometer von zu Hause entfernt, fühlte man sich wie in einer anderen Welt. Die Mahlzeiten wurden in der Unterkunft in einem zentralen Gebäude eingenommen, das eher an eine Betriebskantine glich. Alles hatte eher den Charme einer Jugendherberge, aber mit 17 hatte man auch noch keine so großen Ansprüche. Um in die Stadt zu gelangen war ein kleiner Fußmarsch vonnöten, der sich bei den hohen Temperaturen oft ganz schön ziehen konnte. Es gab auch eine Busverbindung, die haben wir aber nie benutzt. Auch 1987 hatte Rovinj eine atemberaubende Altstadt, die zum Glück auch im Jugoslawienkrieg schadlos überstanden hat. Die komplette Altstadt befindet sich auf einer Insel, es wurde extrem eng gebaut, sodass es viele kleine und verwinkelte Gassen gibt. Der schöne Hafen von Rovinj beherbergte in den 1987er Jahren vorwiegend Fischer und Ausflugsboote. Die großen und teuren Yachten waren hier zu der Zeit noch nicht zu sehen.

Die gesamte Altstadt war geflutet mit guten und preisgünstigen Restaurants. Aber auch außerhalb des historischen Zentrums waren mit einem kleinen Marsch ins bergige Hinterland urige und gute kulinarischen Einrichtungen zu finden. Auch wenn Rovinj jetzt keine großen Highlights vorzuweisen hatte, gab es genug Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Unvergessen die Fahrt mit einem Ausflugsschiff entlang der Küste. An Bord wurden Fische gegrillt und es war sogar erlaubt von dem großen Mast in das glasklare Wasser zu springen. Ein Riesenspaß. Auch der Tagesausflug nach Venedig von Pula aus ist gut in Erinnerung geblieben. Auf der 3-Stündigen Fahrt gab es Verpflegung und Unterhaltung und die Zeit in Venedig hat ausgereicht, denn diese Massen an Menschen waren nicht lange zu ertragen.

Jugoslawien waren in den 1980er Jahren auch beliebtes Reiseziel privilegierter DDR-Bürger. So trafen wir am Strand auf eine Gruppe junger Männer aus einem DDR-Boxstall. Mit diesen haben wir uns recht gut verstanden und heckten sogar Pläne aus, bei Rückfahrt mit unserem Bus einige einzuschmuggeln. Zum Glück wurde die Idee nicht in die Tat umgesetzt, denn an der Grenze wurde 1987 noch ordentlich gefilzt.

Fazit: Der Urlaub in Jugoslawien war einer der besten Reisen, die ich bis jetzt gemacht habe. Die gesamte Zeit an der Adria ist mir positiv in Erinnerung geblieben. Leider sind die Preise als heute nicht mehr so attraktiv, wie sie mal waren. Mit dem gleichen Budget ist mittlerweile auch ein Urlaub in der Karibik möglich. Und das bei Vollpension. Trotzdem steht das heutige Kroatien immer noch auf meiner Agenda. Es muss nur der passende Zeitpunkt kommen. Für die schlechte Qualität der Bilder entschuldige ich mich, es sind alles Negativ-Scans, weil keine Originalabzüge mehr vorhanden sind.

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Hendrik Lorenz

*1970 in Braunschweig.
Technischer Redakteur, Offsetdrucker und professionelles Arschloch.

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Kommentare

Hendrik gefällt ein Kommentar bei Impressum
God Tonya, come over email!!!! postamt@hendrik-lorenz.de
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Tonya hayslett gefällt ein Kommentar bei Impressum
Hey hendrik it's me Tonya took me a while but got a phone to find you
Mansour gefällt ein Kommentar bei Kotte & Zeller - Eine unendliche Bestellung
Interessant ist, dass dieser Bericht bereits 10 Jahre her ist, und an der Informationspolitik hat si...
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