- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Mein Block
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Im Zuge der Neugestaltung der Außenanlagen im Märkischen Viertel Berlin hat die GESOBAU nun auch zwischen ihren tristen Hochhäusern Bereiche für das sogenannte "Urbaning Gardening" errichtet. Wieder ein überflüssiger Anglizismus in der deutschen Sprache der platt mit "städtischen Gärtnern" übersetzt werden kann. Der Trend kommt aus dem New York der 1980er-Jahre, wo viele Menschen brachliegende Grundstücke in Beschlag nahmen und diese eigenständig begrünten, um der depressiven Betonwüste ein wenig zu entfliehen. Mehr oder weniger legal. Wie so oft schwappte der Trend auch über den Teich nach Deutschland und ist jetzt auch im Märkischen Viertel von Berlin angekommen. Seit Beginn der Bauarbeiten 2020 sind in den letzten Wochen die ersten Bereiche des "städtischen Gärtnerns" für die Wohnhausgruppen WHG909, WHG910 und WHG912 freigegeben wurden. Eine entsprechende Information darüber fand ich allerdings erst relativ spät. Zu meiner Überraschung wurde mir auf Anfrage mitgeteilt, das sich in den ersten drei freigegebenen Abschnitten noch kaum jemand angemeldet hatte. Ich buchte mich also in das Projekt ein und konnte am nächsten Tag gleich den Schlüssel abholen. Ich hatte also freie Auswahl zwischen allen drei Bereichen. Leider befinden sich zwei der Areale genau zwischen den Hochhäusern. Nicht nur das 1000 Augen auf einen schauen, auch die Sonne lässt sich dort kaum blicken. Das Gelände am Wilhelmsruher Damm ist jedoch anders. Weit weg von lästigen Blicken und sonnendurchflutet. Ideal. Die Abschnitte sind eingezäunt und die Anbauflächen befinden sich in Hochbeeten unterschiedlicher Größe. Um erst einmal zu signalisieren, dass ein Beet "besetzt" ist, kaufte ich einige Pflanzen im gleich gegenüberliegenden Gartencenter. Einen Himbeer- und Brombeerstrauch, dazu noch einen kleinen Kirschbaum. Da der Sommer so gut vorbei ist, macht es jetzt leider keinen Sinn mehr, irgendetwas auszusäen, was nicht winterhart ist. Jetzt heißt es: geduldig auf das nächste Frühjahr warten. Da wird dann sicherlich auch der große Sturm der Mieter auf die Blumenkübel stattfinden.
Fazit: Einen Bereich für Mieter anzulegen, in denen es möglich ist, auf kleiner Fläche alles anzupflanzen, was das Herz begehrt, ist eine feine Sache. Und das auch noch kostenlos. Jedoch bin ich mir sicher, dass es bald viel Ärger um die Hochbeete geben wird. Der Zaun um die Beete ist nicht allzu hoch und das Märkische Viertel ist bekannt für extrem asoziales und zerstörerisches Klientel. Ich sehe jetzt schon verwüstete Flächen, alles rausgerissen oder gestohlen, überall hingepisst und hingeschissen. Es ist auch eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich einer der üblichen Verdächtigen dort seine Kanabisplantage hochzieht. Ich werde wieder berichten.