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- Hendrik Lorenz
- Südosteuropa
- Kategorie: Serbien
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Fazinierend!
Da die Stadt Niš relativ übersichtlich war, entschloss ich mich kurzfristig ein wenig das Umland zu erkunden. Doch ohne Mietwagen und serbische Sprachkenntnisse war auf eigene Faust nicht viel möglich. Über die Agentur ShowMe lassen sich aber diverse Unternehmungen in Niš direkt oder näherer Umgebung buchen. Die Agentur stellt einen Führer, der mit einem Pauschalbeitrag (Preis je nach Unternehmung) bezahlt wird. Bis zu 6 Personen können an einer Tour teilnehmen. Ich entschied mich für eine Tour nach Devils Town, 120 Kilometer südlich von Niš. Da an diesem Tag kein Führer vom Unternehmen zur Verfügung stand, wurde mir von der Agentur ShowMe ein privater Guide vermittelt. Das gab dem Ganzen einen sehr familiären Charakter. Der Guide holte mich dann auch pünktlich um neun Uhr vor meinem Hotel ab.
Die Fahrt nach Devils Town (Đavolja varoš) dauerte mit dem Auto von Niš aus ca. 1,5 Stunden. Der Weg dorthin führte durch triste Dörfer und durch sehr schöne Landschaften. Begegnungen mit Bauern, die ihre Bewirtschaftung noch mit Kutsche und Esel betreiben, waren keine Seltenheit. Eine Zeitreise in die Vergangenheit. Die Straßen waren teilweise in einem schlechten Zustand und die Beschilderung nur in serbisch-kroatisch. Ohne Karte oder Navigationsgerät sollte hier niemand unterwegs sein. 12 Kilometer vor dem Nationalpark führt eine kleine abseits gelegene Straße zu dem Naturdenkmal. Auf der Strecke ist besondere Vorsicht geboten. Viele Tiere, wie zum Beispiel Schildkröten, überqueren gerne die Fahrbahn.
Der Eintritt in den Naturpark Devils Town, um den es etliche Mythen und Sagen gibt, kostet 2,50 Euro. Ein Wanderweg führt zu dem 15 Meter hohen Naturdenkmal aus Stein. Es geht durch einen dichten Wald vorbei an kleinen Wasserfällen und diversen Wasserläufen, die je nachdem, ob es gerade geregnet hat oder nicht, in ihrer Größe unterschiedlich ausgeprägt sind. Auf dem Wanderweg sind Begegnungen mit in dem Wald lebenden Lebewesen keine Seltenheit. Spinnen, Schlangen oder Echsen können den Weg kreuzen. Zur Aussichtsplattform führen Treppen aus Holz. Die Treppen und auch die Aussichtsplattform selbst waren in keinen besonders guten Zustand. Sich an dem Geländer anzulehnen, kann fatale Folgen mit sich ziehen. Auf der Plattform selbst gab es eine schöne Aussicht in die Berge und auf die imposanten Erdpyramiden von Devils Town. Der Weg zurück führt vorbei an eine kleine Kapelle. Hier besteht die Möglichkeit eine kleine Spende zu hinterlassen, eine Kerze anzuzünden oder ein Glücksbringer zu erwerben.
Von Devils Town aus ging es zum Mittagessen in den nahe gelegenen Luftkurort Prolom Banja, der auch für sein heilendes Wasser bei den Serben bekannt ist. Das Restaurant Etno Krčma befindet sich in einer umgebauten Wassermühle. Ein wirklich sehr schöner Platz. Leider passte die Qualität des Essens nicht zum Ambiente. Die erste Runde mussten wir zurückgehen lassen, da das bestellte Hühnerfleisch von innen noch ganz rosa war. Die zweite Runde war dann besser, geschmacklich aber immer noch nicht sonderlich berauschend. Der Hunger trieb es letztendlich rein.
Eigenermaßen gestärkt ging zur Heilwasserquelle in Prolom Banja und dann auf Serpentinen wieder zurück Richtung Niš. Den nächsten Halt gab es in Pločnik. 60 Kilometer vor Niš befindet sich dort eine archäologische Fundstelle. 1927 wurde der Platz bei Bahnarbeiten entdeckt. Pločnik ist eine Siedlung, die auf das Jahr 5400 bis 4500 v. Chr. geschätzt wird. Nach vielen Jahren Ausgrabungen hat das serbische Nationalmuseum die Siedung mit Fundstücken und Rekonstruktionen wiederhergestellt. Der Greenkeeper der Anlage war so freundlich, uns eine Führung über das Gelände und durch die kleine Ausstellung zu geben.
Den letzten Stopp vor Abschluss des Ausfluges gab es in einem kleinen Dorf. Dort kehrten wir auf dem Hof der Familie meines Guides ein und kosteten selbstgebrannten Rakija und Fruchtlikör. Der Rakija – mit Verlaub – brachte mich leider fast zum Kotzen. Ich weiß gar nicht, wie man so etwas überhaupt trinken kann. Meine Pflichtverköstigung auf dem Balkan war damit getan. Nach einem kurzen Blick auf die Schweinezucht ging es auch wieder nach Niš zurück und ich wurde vor dem Hotel abgesetzt. Ein 10-stündiger Ausflug war zu Ende.
Fazit: Der Ausflug nach Devils Town hat sich absolut gelohnt. Alles war gut organisiert. Die Natur Serbiens hat mich überwältigt. So viel hatte ich mir von dem Ausflug gar nicht versprochen. Gekrönt wurde der Tag dann auch noch mit schönem Wetter. Es war sehr interessant, mit einer ganz normalen serbischen Familie unterwegs zu sein. Sie haben sich mit allem sehr viel Mühe gegeben. Ich würde jederzeit wieder eine solche Tour buchen.