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- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Blog
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Wir schrieben das Jahr 2013 als mir meine derzeitige Wohnung im Märkischen Viertel angeboten wurde. Gerade frisch energetisch saniert und entkernt, komplett ohne Tapeten, nur mit Estrich ausgelegt im 8. Obergeschoss eines 11-stöckigen Wohnhochhauses. Auch wenn die Umgebung keine große Lebensqualität versprach, war die Wohnung gut geschnitten und im Mietpreis auch zu dieser Zeit unschlagbar (450 €, 50 qm). Nach 12 Jahren hat sich der Mietpreis nur moderat angepasst (516 €). Heute noch ein guter Deal. Wenn der Arbeitsplatz dann nur 700 Meter entfernt ist, ist die Wohnung sogar ein echtes Mietschnäppchen im Vergleich zu derzeitigen anderen Mietzinsen in der Stadt. Die Kehrseite der Medaille ist weiterhin die Hochhaustristesse und das stetig schlechter werdende Klientel dieses Ortsteiles von Berlin. Die Einheimischen Bewohner, die teils schon seit den 1960er Jahren das Märkische Viertel bewohnten, sind mittlerweile weitestgehend verdrängt oder verstorben. Zieht Familie Meyer aus, wird die Wohnung von vorwiegend Menschen okkupiert, die in den letzten Jahren im Zuge der Ersetzungsmigration in das Land strömten. Der "gesunde Mix", mit dem die GESOBAU immer wieder Werbung für ihre Immobilien gemacht hat, ist längst tendenziös gekippt. Durch die mittlerweile bunte Mieterschaft, die oft andere Vorstellungen in Bezug eines Zusammenlebens hat, ist die Vermüllung des Märkischen Viertels angestiegen. Auch Vandalismus und die Kriminalität haben stark zugenommen. Drive-by-Shootings, Messerattacken und sonstige Gewalttaten gehören gefühlt schon zum Alltag des Viertels. Das Märkische Zentrum, ein "ehemaliges" Einkaufszentrum im Herzen der Trabantenstadt, ist längst zu einem Lost Place verkommen, der im jetzigen Zustand die ideale Kulisse für den nächsten Zombiefilm sein könnte. Ein Investor wollte das Shopping-Center in eine Oase des Einzelhandels verwandeln, hat aber nur Schutt, Asche und Zerstörung hinterlassen. Seit 2021 ruhen alle Umbaumaßnahmen. Wahrscheinlich für immer. Damit gab es auch eine Flucht des Einzelhandels. Saturn oder H&M sind längst geflüchtet. Deutsche Bank und Commerzbank sind schon lange über alle Berge. Auch die letzte deutsche Bastion Haase Wurstspezialitäten hat in den Sack gehauen. Der Geldautomat in der Postfiliale wurde in den letzten 10 Jahren 3 Mal gesprengt. Seitdem gleicht die Niederlassung einer Bruchbude, die fast mehr geschlossen als geöffnet hat. Kleinen Restaurantbetrieben wurde die Pacht so erhöht, dass sie zugesperrt haben. Es gibt zwar noch einige gute Gastronomien, für eine attraktive Bar muss allerdings jeder mittlerweile etliche Kilometer Richtung den feinen Bezirken in Kauf nehmen. Im Zuge dieser negativen Entwicklung eröffneten zwei Moscheen, zwei Asylantenheime, etliche Dönerbuden, orientalische Backshops, türkische Fahrschulen, Handyläden und Barbershops im Märkischen Viertel (oder an dessen Grenze). Die jährliche Sylvesterparty auf der Straße ähnelt Jahr für Jahr mehr einem Kriesengebiet in Gaza.
Fazit: Das Märkische Viertel war schon vor 10 Jahren alles andere als attraktiv. Viele Mieter wollen die Trabantenstadt verlassen, scheitern aber an den fehlenden Wohnraumalternativen in der Stadt. Ab 22 Uhr werden im Märkischen Viertel die Bordsteine hochgeklappt. Dann übernehmen Talahons die Straßen. Das einzig Positive im Märkischen Viertel ist die preiswerte 24-Stunden Tanke am Wilhelmsruher Damm und der 24-Stunden EDEKA im 1 Kilometer entfernten Wittenau. Und sonst? Leider nichts.