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- Hendrik Lorenz
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[1], [2] Wir schrieben das Jahr 1918. In dieser Zeit war Berlin eine kriminelle Vorzeigestadt. Während es in der Kriegszeit der Zivilbevölkerung nicht erlaubt war, Waffen zu besitzen, waren Schwerverbrecher derweil hoch gerüstet. Diese Waffen wurden von den Kriminellen auch gnadenlos bei ihren Taten eingesetzt. In Berlin hielten sich in der Zeit des 1. Weltkriegs eine große Anzahl von Deserteuren und Mitbürgern auf, die sich der Kriegspflicht entzogen und ihren Lebensunterhalt mit Verbrechen finanzierten. Die Polizei wurde der Lage kaum noch her. Im zentral gelegenen Ortsteil Moabit, einem Industrie- und Arbeiterbezirk, fanden in der Wilsnacker Straße extrem viele Einbrüche statt. Anwohner und Geschäftsinhaber baten deshalb das Polizeirevier 75 in der Rathenower Straße um Hilfe. Das Revier genehmigte dem Polizisten Heuser für ein extra Salär außerhalb seiner Dienstzeit abends auf der Wilsnacker Straße zu patrouillieren.
Diese Tat wirft ein grelles Licht auf die letzten Monate des ersten Weltkrieges (Aktenvermerk)
Es dauerte auch nicht lange, da beobachtete der Schutzmann am 05.03.1918 einen Einbruch. Die Ganoven bemerkten, dass sie entdeckt wurden und flüchteten die Wilsnacker Straße herunter in Richtung Kleiner Tiergarten. Auf der Turmstraße gelang es Heuser einen der Einbrecher zu packen. Daraufhin forderte ein Komplize den Polizisten auf, seinen Kumpanen loszulassen. Heuser kam der Aufforderung nicht nach, worauf hin der Komplize zweimal auf dem Beamten schoss. Dieser brach besinnungslos zusammen. Ein Posten des 93. Infanterie-Regiments auf der Turmstraße hörte die Schüsse und benachrichtigte einen Wächter. Dieser fand den Schutzmann leblos vor dem Haus Turmstraße 13 liegend. Ein anderer Polizist im offiziellen Dienst brachte Heuser, aus Mangel an einsatzbereiten Fuhrwerk, mit der Straßenbahn in das Krankenhaus Moabit. Ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, starb Heuser im Krankenhaus gleich nach seiner Einlieferung.
In dem Bereich Turmstraße wurden zeitgleich einige Tatverdächtige festgenommen, die offensichtlich die Komplizen des Mörders waren. Insgesamt gelang es der Polizei vier Verdächtige zu ermitteln, die mit dem Einbruch und dem anschließenden Mord zu tun hatten. Aufgrund von Zeugenaussagen konnte der eigentliche Schütze und Polizistenmörder zwar identifiziert werden, jedoch gelang es dem Täter sich der Verhaftung zu entziehen. Bei den Festgenommenen handelte es sich um den Bäckerlehrling Georg Scharf (17), Schlachterlehrling Max Müller (17), Albert Seltz (24) und Karl Kursidim (22).




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