WienIrgendwie habe ich bisher immer einen Bogen um die österreichische Hauptstadt gemacht. Warum weiß ich eigentlich selbst nicht so genau. Es wurde an der Zeit, das versäumte endlich mal nachzuholen. Der Wiener Flughafen Schwechat ist ca. 20 Kilometer von Wiens Innenstadt entfernt. Vom Flughafen aus verkehren Regionalzüge und S-Bahn der ÖBB in knapp 20 Minuten bis in die Stadt. Ticketautomaten befinden sich an den Eingängen der Bahnsteige. Diese sind aber viel zu wenig und es entstehen lange Schlangen an den Automaten.

An einem Karfreitag hatte ich jetzt nicht viel erwartet, doch in Österreich scheint es diesen Feiertag nicht zu geben. Die Innenstadt war gerammelt voll und alle Geschäfte hatten geöffnet. Da im Hotel erst ab 14 Uhr eingecheckt werden konnte, hatte ich noch jede Menge Zeit. Erste Station war dann (eigentlich schon obligatorisch) ein amerikanisches Fast-Food-Restaurant, denn der Magen knurrte. Ich bestellte ein Menü mit Kaffee. Zu meiner Verwunderung entpuppte sich der Kaffee aber als einen Cappuccino. Sehr schlecht für Menschen mit einer Laktoseintoleranz. Da war doch was – genau. Kaffee heißt ja hier „Verlängerter“. Der Umtausch ging schnell und reibungslos. Nur blöd, dass in den zwei Minuten mein Menü einfach abgeräumt wurde. Dabei hatte ich das schon vermutet und extra meinen Koffer am Tisch stehen gelassen – trotzdem keine Chance. Immerhin habe ich nach Reklamation das Menü noch einmal bekommen. Nach der Nahrungsaufnahme ein Blick durch das Zentrum. An irgendetwas erinnerte mich das Ganze – genau: Prag. Meiner Meinung nach ist Wien da sehr ähnlich. Ansonsten vermittelte die Stadt auf den ersten Blick einen sehr modernen und auch recht wohlhabenden Eindruck – aber wie es außerhalb des Zentrums ist, gilt es noch herauszufinden. Schnell wird allerdings klar, dass es Wien im Zweiten Weltkrieg nicht sonderlich schwer getroffen hat – zumindest im Vergleich zu Berlin. Anders ist die massive Substanz an monumentaler klassischer Architektur auch nicht zu erklären.

Da noch ausreichend Zeit vorhanden war, setzte ich meinen Marsch Richtung Hotel zu Fuß fort. Vorbeiging es am Stephansdom über die Mariahilfer Straße zum Westbahnhof. Die Mariahilfer Straße scheint dabei aber wohl eine der großen Shopping-Meilen der Stadt zu sein – so schlimm wie IKEA am Samstag. Das Hotel befand sich direkt gegenüber dem Wiener Westbahnhof – von der Lage eigentlich ganz okay und direkt im Touristenzentrum muss ja nun wirklich auch nicht sein. Überhaupt empfand ich die Massen an Touristen mal echt abschreckend. Trotzdem wollte ich natürlich einiges von Wien sehen. Zum Glück ist die Stadt Wien nur halb so groß wie Berlin und die Wege sind dementsprechend kürzer. Die Infrastruktur der Stadt ist vorbildlich. Die U-Bahn ist erst Anfang der 70er Jahre entstanden und dementsprechend modern. Bahnen verkehren auch am Wochenende in einem kurzen Takt.

Erstes Ziel des Tages war der Auepark. Der Park besitzt zwei imposante Flaktürme. Eigentlich ein Schandfleck für so einen schönen Park, doch die Sprengung der Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg wäre wahrscheinlich völlig sinnlos, da fast unzerstörbar. Die Schutzeinrichtungen im Auepark haben heute andere Funktionen. Vom Auepark ging es zur Donauinsel, doch da war nicht viel los. Es sah eher aus wie ein heruntergekommener Freizeitpark, ähnlich dem Spreewald Park in Berlin. Verlassen und verfallen. Die Saison hat noch nicht begonnen, aber auch wenn Hochbetrieb ist, ist dieser Ort im Vergleich zum Rest der modernen Stadt Wien in dieser Form echt trostlos. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass ich nur diesen Abschnitt der Donauinsel gesehen habe. Das ganze Areal erstreckt sich ja über mehrere Kilometer. Direkt gegenüber der Donauinsel befindet sich neben der Donau City (ein Neubaugebiet mit Bürokomplexen und Wohnhäusern) der Donaupark mit dem Donauturm. Dieser Park wurde im Rahmen einer Gartenschau Mitte der 1960er Jahre angelegt und ist 65 Hektar groß. Ein sehr schönes und gepflegtes Gelände. Der Aufstieg auf den Donauturm ist mit Schlange stehen verbunden und kostet knapp 10 Euro.

Wiens Friedhöfe sind weltbekannt. Grund genug, sich diese einmal anzuschauen. Erste Station der Sankt Marxer Friedhof, ein Biedermeier Friedhof, der seit 1874 geschlossen ist und heute der Bevölkerung als Park dient. Schöne schaurige alte Gräber verfallen und teilweise komplett überwachsen und verwildert. Nur wenige Leute verirren sich auf dieses Gelände. Im Morgengrauen bei Nebel würde sich dieser Friedhof sehr gut als Kulisse für einen Vampir oder Zombiefilm eignen. Schade nur, dass direkt neben diesen tollen Friedhof die Autobahn verläuft und eine dementsprechende Lärmbelästigung in den tollen Park gelangt. Der Sankt Marxer Friedhof in Wien ist auch die letzte Ruhestätte des Virtuosen Wolfgang Amadeus Mozart. Das Grab ließ sich über die Jahrhunderte nicht mehr genau ermitteln. Am vermuteten Ort wurde ihm zu Ehren des Musikers ein kleines und bescheidenes Denkmal errichtet.

Durch das rasche Wachstum der Bevölkerung wurden die innerstädtischen Friedhöfe schnell zu klein. Aus diesem Grunde wurde Ende des 19. Jahrhunderts der berühmte Wiener Zentralfriedhof errichtet – meine nächste Station. Der Wiener Zentralfriedhof ist einer der größten Friedhöfe Europas und befindet sich relativ weit außerhalb südlich von Wien. Das Gelände ist so groß, dass sogar eine Buslinie auf dem Friedhof verkehrt. Gegen eine Gebühr ist es aber auch möglich, mit dem Auto auf die riesige Ruhestätte zu fahren. Auch wenn der Zentralfriedhof noch aktiv genutzt wird, gibt es in einigen Abteilungen ähnlich verwilderte Grabreihen wie auf dem Friedhof Sankt Marx. Zudem ist der Friedhof Herberge von etlichen prominenten Komponisten wie Beethoven, Brahms, Schubert oder Strauß. Aber auch Musiker wie Falco dient das Gelände als letzte Ruhestätte.

Mit einem Schlenker über den Prater, einem ständigen Volksfest mit Fahrgeschäften, ging es zum Ernst-Happel-Stadion. Dort organisierte ich mir ein Ticket für das abendliche Heimspiel Rapid Wien gegen den Wolfsberger AC. Wie ich später festgestellt habe, war das vorzeitige Sichern eines Tickets nicht nötig. Gerade einmal 12.000 Zuschauer verirrten sich in das weite Rund des Ernst-Happel-Stadions. Zu sehen gab es bei unangenehmen Temperaturen einen recht lauen Kick auf deutschen 3. Liga Niveau. Immerhin sind 5 Tore gefallen. Es hätte also schlimmer kommen können.

Ein paar Blicke in das mit Touristen überlaufende Zentrum wollte ich dann auch noch erhaschen. Aufgrund der Menschenmassen sind aber einige Punkte meines Vorhabens nicht umgesetzt wurden. Ein kurzer Blick auf den Heldenplatz, wo damals der kleine Mann aus Österreich den Anschluss an das Deutsche Reich verkündete, ein Rundgang durch die Gärten und anschließend zum Schloss Schönbrunn. Auch hier strömten bei schönem Wetter die Menschenmassen. Das Gelände am Schloss ist riesig. Es gibt so unglaublich viel zu sehen, dass hier ein ganzer Tag verbracht werden kann. Der Park um das Schloss herum ist kostenlos zu besichtigen. Auf dem Areal ist auch der Tierpark Schönbrunn untergebracht. Dieser Tierpark ist der älteste der Welt.

Am späten Abend ging es über den Flughafen Schwechat wieder zurück in die deutsche Hauptstadt.

Fazit: Die Reise nach Wien war sehr interessant. In Wien kann viel unternommen werden. Hier findet jeder etwas nach seinem Geschmack. Die Preise sind okay und die Infrastruktur von Wien ist hervorragend. Wie auch in Salzburg sind die enormen Touristenmassen an bestimmten Plätzen nur schwer zu ertragen. Mit der richtigen Planung kann das Problem aber umgangen werden. Für ein Wochenende ist Wien eine tolle Sache.

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