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- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Blog
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Groß wurde das Ereignis angekündigt. Die Umwandlung des hässlichen Märkischen Zentrums im Norden Berlins in eine attraktive Flaniermeile. Aus dem in die Jahre gekommenen Märkischen Zentrum sollte das "Märkische Quartier" entstehen. Mit einer großen Markthalle, unendlich vielen Geschäften, einen modernen Wohnturm und einer grünen Oase mit Rooftop Bar. Im Zeitgeist trendy-woke. Das Vorhaben versprach zigtausende Menschen aus dem Umland anlocken und zum Geldausgeben anzuregen. 2022 sollten die ersten großspurig angekündigten Projekte fertig sein. Sollten, ja. Nachdem das unansehnliche Hochhaus gegenüber dem Fontane Haus 2021 abgerissen wurde, gab es noch wirklich Hoffnung für alle Anwohner des Märkischen Viertels, das es doch noch eine Aufwertung ihres Ortsteils geben würde. Seit 2022 passiert im mittlerweile halb geschrotteten Einkaufszentrum gar nichts mehr. Mitten im Einkaufszentrum klafft jetzt seit mittlerweile 3 Jahren eine riesige Lücke in der Größe eines Turmes des ehemaligen World Trade Centers in New York City. Drumherum Bauzäune an denen Plakate angebracht wurden, die zum einen dazu dienen den schlimmen Anblick zu verhindern und zum anderen den leichtgläubigen Anwohnern Hoffnung machen sollen. Auf den Plakaten zu lesen Durchhalteparolen wie: "Es geht bald weiter", "Etwas Neues wird entstehen". Mittlerweile dürfte jeder Bewohner kapiert haben, das nichts Neues entsteht. Der Investor, das Immobilienunternahmen Kintyre, ist längst abgetaucht und kommt mit den üblichen Ausreden wie Ukraine-Krieg, Corona oder Fachkräftemangel für den Baustopp. Dabei lag die Bilanzsumme des Unternehmens im Jahre bei 7,3 Millionen Euro. Von einer Pleite des Unternehmens kann also nicht die Rede sein, eher von Desinteresse dieses Projekt zu Ende zu führen. Wahrscheinlich wurde sich hier verkalkuliert und die Geschäftsführung in Frankfurt hat einfach die Reißleine gezogen. Zurückgelassen hat das Unternehmen eine Baustelle und ein noch unattraktiveres Einkaufszentrum wie vor dem Baubeginn. H&M und Saturn sind längst Geschichte. Fielmann und KULT halten sich noch hartnäckig als einzig brauchbare Geschäfte. Den Rest teilen sich unter anderem Ramschläden wie Woolworth oder Mäc Geiz, einige Raucherkneipen, ein asiatisches Nagelstudio, eine türkische Fahrschule und zwei Apotheken. Viele Geschäftsläden sind mittlerweile verwaist. Das Märkische Zentrum ist zu einer erbärmlichen Ansammlung von Einrichtungen und Geschäften verkommen, die in jedem Stadtteil zu finden sind. Es gibt derzeit für niemanden einen Grund, außerhalb des Märkischen Viertels diese ehemalige Einkaufsmeile zu besuchen. Das Märkische Zentrum ist im momentanen Zustand allenfalls für Menschen geeignet, die ihre Depressionen pflegen wollen. Die Politik interessiert der katastrophale Zustand des Landenzentrums nicht, denn das Märkische Viertel hat im Berliner Senat keine Lobby. Die derzeitige Situation erinnert stark an andere großspurige Vorhaben in diesem Stadtteil. Sie ist zu Vergleichen mit dem seit über 50 Jahren immer wieder aufflammenden Versprechen, die U8 bis in das Märkische Viertel zu verlegen. Auch bis heute ist diesbezüglich nie etwas passiert.
Fazit: Wenn es auf der Baustelle im Märkischen Zentrum nicht bald weitergeht, wird auch das ehemalige Geschäftszentrum das Schicksal der Müllerstraße in Berlin-Wedding ereilen. Dann wird es eine Aneinanderreihung von Döner Buden, Spielhallen, Ein-Euro-Shops, Spätkäufen, Wettbüros, Handy-Läden, Barbershops, Nagelstudios und orientalischen Obst- und Gemüsehandel geben.