Viel ist heute nicht mehr los, auf dem Gelände des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit. Trotz des schönen Wetters finden nur wenige Menschen zu diesem mittlerweile geschichtsträchtigen Ort in Berlin-Lichtenberg. Da das Gelände des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR weitergehend unangetastet blieb, ist dies heute ein irgendwie krass unwirklicher Ort. Ein Monstrum von DDR-Architektur, grau in grau. In dem größten Komplex, Haus 16, damals Kreisleitung der SED und FDJ, hat schon seit vielen Jahren die Deutsche Bahn ein neues zu Hause gefunden. Das muss für die Mitarbeiter schon komisch sein, jeden Tag das frühere Gelände der Firma Horch und Guck zu betreten. War doch vielleicht der ein oder andere Mitarbeiter selbst Betroffener der Firma.
Das Stasi-Museum befindet sich momentan nur in Gebäude 22, dem ehemaligen Konferenzsaal und Speisehaus für Abteilungsleiter. Wegen Sanierungsarbeiten kann Gebäude 1 (Sitz des Ministers) momentan nicht betreten werden. Dort befindet sich auch das Original Arbeitszimmer von Erich Mielke. Vor 10 Jahren war ich schon mal in Gebäude 1. Sehr interessant, wenn auch zugleich irgendwie bedrückend. Vor gerade mal 22 Jahren wurden hier, mitten in Deutschland, auf diesem Gelände Menschen verhört und gefoltert. In dem gesamten Komplex befinden sich zwischen all den vielen Plattenbauten auch noch ältere Gebäude. Streng gesichert, befindet sich in dem Gebäude 8, 10, 11 und 25 die Behörde des Bundesbeauftragten (BStU). Früher hatte das Ministerium für Staatssicherheit Zentralregistratur, Kartei, Aktenverwaltung, Datenspeicher und EDV dort stehen. Heute bewahrt die BStU in ihren Archiven die 1990 sichergestellten Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR dort auf. Diese Unterlagen belaufen sich auf 111 Kilometer Aktenmaterial und mehr als 1,4 Millionen Fotos. Jeder Bürger kann hier einen Antrag auf Akteneinsicht stellen, sofern er vermutet, dass es Notizen aus der DDR-Zeit über ihn gibt. Doch zurück zum krassen Berliner Objekt, dem (ehemaligen) Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Hier sollte jeder einmal gewesen sein, der die DDR noch live erlebt hat. Die Besichtigung des Komplexes ist kostenlos. Das Museum ist für kleines Geld zu haben. Am besten lässt sich das Areal an einem düsteren und kalten Novembertag besichtigen.