So langsam neigt sich der Urlaub dem Ende zu. Nur noch zwei Tage mit dem Boot raus, zwei Tage gammeln und dann geht es schon wieder Richtung Berlin-Wedding. Gut erholt bis jetzt? So ganz bin ich mir da noch nicht sicher. Vielleicht sollte man sich im Urlaub doch etwas mehr Ruhe gönnen. Doch wenn schon 30 Kilo Tauchgepäck mit nach Ägypten geschleppt werden müssen, soll es sich ja auch irgendwie lohnen. Wie ich gestern schon berichtete, bin ich derzeitig der einzige Gast bei den Funny Divers. Dies änderte sich heute. Auf dem Weg zur Basis sah ich sie schon auf der Bank sitzen, zwei bleiche Gestallten. Ich kam näher und ahnte böses. Entsetzen auf ganzer Linie, als mir aus dem Mund einer der Herrschaften „Ты говоришь по русски?“ entgegen kam. Nein, das darf doch nicht wahr sein – mit denen soll ich jetzt tauchen? Einen Augenblick dachte ich ans Aufgeben. Ich war geschockt – doch ich blieb standhaft. Es könnte ja auch recht abenteuerlich werden. Also hinauf auf die Ladefläche des Pick-Up Trucks und los ging es mit Ruski & Co Richtung Hafen.
Heute wurden wieder etwas mehr Opfer zum „Schnuppertauchen“ angekarrt. Auch war eine neue Tauchschule mit an Bord, von der ich bis dato noch nie etwas gehört habe. Polen war wieder in Überzahl. Zur großen Überraschung waren außer mir aber auch noch drei Deutsche an Bord. Eine bunte Mischung an diesem Tag. Erster Stopp: „El Mina“ – doch da ich das Wrack schon zwei Mal besucht habe, lehnte ich dankend eine Teilnahme an diesen Exkurs ab. Es ist dort dunkel und es gibt nicht viel zu sehen – für 30 Minuten ein viel zu kurzer Tauchgang. Ich entschied mich lieber für einen Rifftauchgang am Fanous. Dort folgte zunächst erst einmal eine Panne. Da ich etwas schneller in der Ausrüstung war als andere, entschloss ich im Wasser auf meine russischen Freunde zu warten. Nach einer Weile waren aber so viele Leute im Wasser, die ich in ihren Anzügen ohne Brille gar nicht optisch auseinanderhalten konnte. Irgendwann quatschte mich jemand von hinten auf Englisch an, wo ich denn bleibe und das sie nur auf mich warten. Da dachte ich mir doch, dass müssen sie sein. Auf 28 Meter stellte ich aber fest, dass ich mich versehentlich einer polnischen Chaos-Truppe angeschlossen hatte und als Krönung: Der Guide, der vor ein paar Tagen seine Schutzbefohlenen in die Korallen tauchen ließ als Anführer. Ach du scheiße, jetzt noch mal zurück hatte auch keinen Sinn. Also ließ ich mich ein wenig zurück fallen und schaute mir das Treiben aus der hintersten Reihe an – sofern die beschissene Sicht es zuließ.
Es ging munter her bei den polnischen Froschmännern. Der eine schießt nach oben der andere nach unten, wilde hektische Ausgleichsbewegungen mit den Händen. Ein älterer Herr mit Bauch hatte offensichtlich Stoffwechselstörungen und verzichtete gleich komplett auf einen Taucheranzug. Oder die polnische Basis hatte einfach keinen Anzug mit so einer großen Magenausbeulung. Eben dieser Taucher signalisierte seinem Guide nach 7 Minuten, das er Probleme mit seiner Luftzufuhr hat. Der Guide signalisierte ihm zurück, er solle sich bitte nicht so anstellen. Nach weiteren 7 Minuten plötzlich hektische Bewegungen in der Tauchergruppe. Der Mann ohne Taucheranzug bekam keine Luft mehr und riss panisch einem umher schwimmenden Landsmann den Oktopuss aus der Halterung. Der wusste gar nicht wie ihm geschah und dachte wohl eher an einen Haiangriff. Naja – ist ja noch einmal alles gut gegangen. Nach 45 Minuten entschloss ich mich aber den Tauchgang zu beenden weil ich a) keine Lust hatte Zeuge eines tödlichen Tauchunfalles zu werden und b) die Sicht einfach zu beschissen war. Auf dem Boot sprach ich mit einigen Leuten und die erzählten mir, dass die Probleme mit der Flasche schon vor dem Tauchgang bekannt waren. Echt krass, wie hier die Leute aus dem Osten mit der Sicherheit umgehen.
Für den zweiten Tauchgang bot sich mir ein ägyptischer Guide als Buddy an. Besser als die Russen dachte ich mir. Auf 12 Meter stellte ich dann aber fest, der Typ hatte einen „Schnuppertaucher“ am Haken. Das bedeutete: Immer langsam und schön flach tauchen. Na super. Unterwegs traf ich auf einen anderen Guide, an dessen Truppe ich mich anschloss. Zu sehen gab es dann noch einen Tintenfisch, der auf der Flucht immer wieder seine Farbe wechselte um sich der Umgebung anzupassen. Ein tolles Erlebnis, auch wenn ich bei dem Anblick dieses Tieres es in Gedanken schon schön frittiert auf dem Teller sah. Ja, dass war ein spannender Tag heute – wenn auch mit unfreiwilligen Spannungen.
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