Nach zwei Jahren Abstinenz, wurde es mal wieder Zeit, der lettischen Hauptstadt Riga einen Besuch abzustatten. Zwischenzeitlich hat AirBaltic leider die Preise ordentlich erhöht. Auch das Gepäck wird jetzt extra berechnet. AirBaltic, die sich mit dem Slogan „Airline Of The Year 2009/2010“ schmückt, bekommt so ein wenig das Billigfliegerimage zu hohen Preisen. Selbst Lufthansa und Air Berlin bieten noch kostenlose Gepäckaufgabe an. Auch an Bord muss jetzt für alles bei AirBaltic bezahlt werden. Doch zum Glück ist der Flug von Berlin nach Riga kurz und schmerzlos, sodass nicht unbedingt Verpflegung notwendig ist. Da die Ankunftszeit relativ spät war, konnte im Vorfeld nicht gewährleistet werden, dass der letzte Bus in die Stadt noch erreicht werden konnte. Aus diesem Grund buchte ich den Flughafen Express Bus bei AirBaltic für 5 Euro mit dazu. Am Ausgang wartete auch schon eine Dame vom Express Bus und zeigte die Haltestelle des Busses, der im Dunkeln und bei dem chaotischen Verkehr vor dem Flughafen in Riga kaum zu finden war. Dort empfing mich im strömenden Regen auch schon ein übergewichtiger Lette mit den Worten: „Voucher, Voucher“ und „Hotel, Hotel“. Mein Ticket wurde mir quasi aus der Hand gerissen. Ich war mir nicht sicher, ob er nur annähernd verstanden hatte, wohin ich wollte. Doch welch Überraschung, ich wurde am richtigen Hotel ausgesetzt. Sehr verwirrend, hatte ich es zunächst so verstanden, dass nur bestimmte Haltepunkte in der Stadt angefahren werden. Der Flughafen Express Bus ist eine wirklich gute Alternative. Im Hotel Albert angekommen, war der erste Tag durch die späte Anreise schon zu Ende. Der zweite Tag war leider immer noch von Regen geprägt. Ein Blick aus dem Fenster zeigte eine ganz im Wasserdunst vernebelte Stadt. Denkbar schlechte Voraussetzungen für eine ausgiebige Fototour. Auch der Wetterbericht versprach keine Besserung für die nächsten Tage. Wer konnte das ahnen? Taktisch war es sicherlich nicht besonders klug für das Wochenende zwei verschiedene Hotels zu buchen. Aus dem Hotel Albert musste ich um 12 Uhr raus und das Hotel Dodo stellte die Zimmer erst um 15 Uhr zur Verfügung. Mit Gepäck sind Unternehmungen nicht besonders komfortabel. Dummerweise vergaß ich auch meinen Stadtplan zu Hause, was hin und wieder zu kleinen Orientierungsproblemen führte. Zum Glück waren mir die meisten Wege noch aus meinen vorherigen Besuchen geläufig. Alles halb so wild, wenn nur der permanente Regen nicht gewesen wäre. In regelmäßigen Abständen musste ich immer wieder in eine Bar einkehren, da mir sonst die Finger eingefroren wären. Das Wetter in Riga war auch ein echter Härtetest für meine Kamera. Dieses Mal waren für mich auch nur Objekte gefragt, die nicht im touristischen Zentrum lagen. Vielleicht sind die Fotos jetzt nicht so schön geworden, sie spiegeln aber die Realität in Riga wider, die vielen Gästen in der aufpolierten Innenstadt vorenthalten wird. Einige Gegenden sind immer noch genauso heruntergekommen wie zur Sowjetzeit. Es ist traurig zu sehen, wie viel historische Bausubstanz dem Verfall ausgeliefert ist. Häuser aus der Gründerzeit oder sogar noch älter, niemand interessiert sich dafür und niemand hat scheinbar Geld aus diesen Schätzen noch etwas zu machen. Wie sollte es auch anders sein, am Tag der Abreise hörte es auf zu regnen und über weite Strecken schien sogar die Sonne. Jetzt blieb nicht mehr viel Zeit, um ein paar gute Bilder in Riga zu schießen. Der Rückflug war schon am frühen Abend geplant. Vom Hotel Dodo aus ging es mit einem Umweg durch die östlichen Wohngebiete Richtung Hauptbahnhof. Dabei waren die Ecken teilweise so unheimlich, dass ich an diesen Tag nicht unbedingt die Lust verspürte, noch tiefer in dieses Areal Rigas einzutauchen. Ist schon echt erstaunlich, wie die Menschen innerhalb der Europäischen Union noch wohnen müssen. Bis hier blühende Landschaften entstehen, vergehen sicherlich noch mehr als 20 Jahre. Auch in Rigas Innenstadt wurde am heutigen Tag Ostern gefeiert. Es gab einige kleinere Veranstaltungen, hauptsächlich für Kinder. Es herrschte ein reges Treiben, was sicherlich auch am besseren Wetter lag und auch dem Osterfeiertag. Um 16 Uhr ging es dann wieder mit dem Airport Express zurück zum Flughafen. Zu meiner Verwunderung klappte der Transfer super gut, hatte ich doch vorher meine Bedenken, da es noch nicht mal ersichtliche Haltestellen für den Bus gab. Am Flughafen Riga galt es dann mal wieder, das viel zu viel getauschte Geld in einigen nützlichen wie unnützen Gegenständen umzusetzen.
Fazit: Auch dieses Mal war es wieder ein interessantes Wochenende in Riga, auch wenn nicht alle Vorhaben (Jurmala) wegen des anhalten schlechten Wetters umgesetzt werden konnten. Für eine Fototour waren die Stadtteile Maskavas forštate, Avotu Iela oder Skanste bestens geeignet. Es lohnt sich, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Reisebericht Riga (Lettland) April 2010
- Hendrik Lorenz
- Kategorie: Lettland
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