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- Hendrik Lorenz
- Osteuropa
- Kategorie: Lettland
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Schon wieder nach Riga? Ja – warum auch nicht. Ehrlich gesagt, eigentlich hatte ich ein anderes Ziel vor Augen, doch nach langer Recherche gab es kein Ziel, das durch zwei Übernachtungen einen Städtetrip preislich exorbitant in die Höhe getrieben hätte. Es ist schon großes Glück bei Air Baltic einen Flug nach Riga zu ergattern, der unter 100 Euro liegt – gerade über die Feiertage, wo überall gerne preislich alles nach oben gesetzt wird. Die Billigzeiten sind leider schon lange vorbei. In den meisten Metropolen ist unter 50 Euro pro Nacht nichts zu bekommen. Anders in Riga. Seit dem Börsencrash gibt es dort neue Hotels, für schlappe 25 Euro – und das sind absolut keine Absteigen.
Für zwei Tage sollte Handgepäck eigentlich ausreichen. Mit vieler Technik kann der Koffer schon mal schwerer werden. Durch das enorme Gewicht und den Ausmaßen von Kamera, Stativ & Co musste trotzdem Gepäck aufgegeben werden. Zwei Tage, und es sieht aus, als wenn es 2 Wochen in die Ferne geht. Schöne Schlepperei. Problem zwei waren die unterschiedlichen Temperaturen. War es in Deutschland am Osterwochenende doch schon hochsommerlich, herrschten in Riga allenfalls frühlingshafte Temperaturen. Also musste noch zusätzlich das mitgenommen werden, was in Deutschland eigentlich nicht mehr benötigt wird. Am Check in des Air Baltic Fluges war es relativ übersichtlich – der Schalter nebenan nach Kopenhagen platzte aus allen Nähten.
Der Flug war pünktlich – wie eigentlich immer bei AirBaltic. Aber eine Überraschung: Statt einer Boeing wartete eine Bombardier Dash 8 Q-400. Toll, mit so einem Gerät bin ich schon lange nicht mehr geflogen. Es ist laut und schaukelt. Verlängert leider auch geringfügig die Flugzeit. Offensichtlich haben sich die größeren Maschinen in der letzten Zeit nicht mehr rentiert. Das übliche Handgepäck ging auch nicht in diese Maschine, also musste es noch auf dem Rollfeld in Container aufgegeben werden. Zum Glück gab es in dieser wirklichen kleinen Maschine eine Sitzreihe für mich alleine. Nicht weit vor mir saß ein Mann, der mindestens 2 Meter groß war – es hätte nicht viel gefehlt und er hätte mit seinem Kopf die Decke touchiert. Bei guter Sicht und wenig Wolken ging es über Polen und der Ostsee Richtung Lettland – in der Hoffnung auf gutes Wetter und zwei tolle Tage.
Zum Programm von Riga gehört ja auch immer wieder ein neues Hotel dazu. Genug Auswahl gibt es ja in so einer Touristenhochburg. Dieses Mal wurde das „Hotel Laine“ und das „Hotel Riverside“ gebucht. Das Hotel Laine an der Skolas iela war dann die erste Station. Siehe dazu auch den detaillierten Bericht.
Durch die abgezogene Stunde vom Tage lief am ersten Abend nicht mehr viel. In der Altstadt von Riga war trotz anbrechender Dunkelheit noch viel los. Bisher ist dies noch nie aufgefallen, weil Riga immer in Zeiten besucht wurde, in denen die Außentemperaturen Minusgrade betrugen. Bei frühsommerlichem Wetter präsentierte sich die Stadt Riga ganz anderes als zuvor gewohnt. Im Hochsommer müssen sich in der 700.000 Einwohner zählenden Stadt die Touristen durch die Straßen und Gassen förmlich schieben – wird der momentane Zustand noch ein wenig hoch addiert.
Der zweite Tag begann mit Schleppen. Wenn schon eine Stadt mehrmals besucht wird, muss es zumindest nicht immer die gleiche Unterkunft sein. In Riga gibt es so viele neue Hotels, da lohnt sich schon mal ein Wechsel. Nachdem die erste Herberge ja nicht unbedingt der Hit war, konnte es sich ja nicht so einfach verschlechtern. Und so war es dann auch. Das Riverside Hotel in Riga entsprach schon eher meinen Vorstellungen, auch wenn’s zu Fuß bis zum Rande der Altstadt je nach Gehgeschwindigkeit 10 – 15 Minuten braucht. Nichts für Lauffaule, aber in Riga (wie wohl überall) gilt nun mal: Je weiter ein Hotel in der Altstadt liegt, desto höher auch der Preis. Überflüssig, bei der Größe von Riga. Aber manche Leute müssen ja immer alles gleich nebenan haben. Auch zum Riverside Hotel in Riga gibt es hier noch einen ausführlichen Bericht.
Da das Wetter erneut wieder mitspielte und der Himmel wolkenlos war, bot sich die Gelegenheit für einen Ausflug nach Jurmala. Also für 1,85 Lats ein Ticket gezogen und mit dem Zug nach Majori. Die Fahrt Sandsturm in Jurmala dauerte genau 30 Minuten und beim Aussteigen gab es auch gleich eine dicke Überraschung. In Majori waren die Temperaturen mindestens 6 Grad niedriger als in Riga, inklusive eines eiskalten Windes. Nur mit einem Kapuzenpulli bekleidet, war das natürlich eine denkbar schlechte Ausrüstung. Der Aufenthalt war also von vorneherein nur begrenzt möglich. Trotz Sonnenschein auch am Meerbusen von Riga eine wettertechnische Überraschung. Durch den aufgewirbelten Wind sah die Strandpromenade von Jurmala aus wie bei einem Wüstensturm. Die Sichtweite betrug teilweise vielleicht mal 100 Meter. Als es sich dann auch noch bezog, war höchste Eile angesagt, um nicht eines eisigen Todes zu sterben. Hier und da noch ein Foto, dann mit dem nächsten Zug zurück nach Riga. So war es doch nur ein sehr kurzer Ausflug nach Jurmala. Der Rest des Nachmittagsprogramms wurde dann außerplanmäßig in Riga verbracht. Große Wanderdungsaktionen hatten sich zwischenzeitlich durch zwei Blasen an den Füßen auch erledigt. Das heißt auch für den Sonntag nur eingeschränktes Programm – sehr ärgerlich.
Der Ostersonntag fing damit an, wo der Vortag aufgehört hat: mit strahlendem Sonnenschein und gestiegenen Temperaturen. Und wer hätte das gedacht, es war nun auch noch mehr in Riga los. Das freut natürlich jeden lettischen Geschäftsmann, denn schon um 11 Uhr waren sämtliche Tische draußen besetzt und viele, scheinbar glückliche Touristen, ließen sich gerne für unverschämt hohe Preise das Geld aus der Tasche ziehen. In Anbetracht der Tatsache, dass dieses Land zurzeit noch ziemlich unruhigen wirtschaftlichen Gewässern fährt, eine mutige Sache. Das Leid der Füße wurde leider nicht besser. So bleib bis zum Nachmittag nur noch das Ausharren in einer der vielen Caféhäusern. Außerhalb der Ballungsgebiete bewegten sich die Preise zumindest noch auf einem normalen Niveau. Mit dem Airport Express ging es dann zurück nach Lidosta, wo um 18:20 die Dash 8 Q-420 zum Rücktransport nach Berlin-Tegel wartete.
Fazit: Ein schöner Riga Besuch bei bombigen Osterwetter.
An dieser Stelle noch ein paar aktuelle Fakten für potenzielle Riga-Interessierte:
- Flug Air Baltic TXL – RIX und retour 98 Euro (Aufgegebenes Gepäck wird mit 15 Euro pro Strecke berechnet). Air Baltic unter 100 Euro ist ein guter Preis. Mit Glück geht’s aber auch noch billiger.Transport
- RIX – Riga City und retour 10 Euro (Air Baltic Airport Express). Kann ich aber nicht empfehlen. Beides mal brauchte der „Express“ länger als der normale Linien Bus der Öffentlichen Verkehrsmittel. Benutzt lieber den, der kostet statt 5 Euro nur ca. 1,20 Euro (70 Lats). Die Bushaltestelle befindet sich gegenüber dem Ausgang.
- Hotels: Innenstadt 50 Euro aufwärts. Etwas weiter draußen ab 17 Euro.
- Zigaretten: 2 Euro
- Bier: 0,5 Liter, 2 Euro + (je nach Marke) am Kiosk
- McDonalds: Geringfügig teurer
- Zugfahrt Riga-Jurmala und retour: ca. 2,60 Euro